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Zum Hofe 14 das sagt, dann strahlt sie. Damit sie den überblick über alle Ordner, Dateien und to-do-Listen behält, unterstützen sie insgesamt vier Bü- rokräfte. Sie pflegen Hit-Datenbank und QS-antibiotikamonitoring, vor- und nachbereiten amtsveterinär- und apothekenkontrollen, ver- schicken das neueste fußballenmonitoring und sortieren die Papiere für die nächste futtermittel-überwachung. ihren eigenen Schreibtisch teilt sie sich gerade mit einer agrar-Büro- kauffrau, die sie zum Jahresanfang einstellte. für die Landwirtschaft. „Obwohl unsere beiden Mannschaften gerade unterbesetzt sind, ist überall zu wenig Platz“, stöhnt sie, auch später, als sie mit großen Schritten den Praxisflur durchmisst. Drei Veterinäre, einen impf- gruppenleiter und zwei fahrer beschäftigt sie hier – neben dem Büropersonal. gibt es nachwuchssorgen? „Ja“, heißt die antwort. Die Ursache liegt auf der Hand: 85 Prozent der Studierenden sind hier weib- lich, im nutztierbereich arbeiten später aber rund 80 Prozent Männer. zu dem kommt die übliche Stadt-Land-Thematik, die auch die Human- medizin kennt: Junge Berufseinsteiger lockt es eben viel eher in eine quirlige Metropole als ins beschauliche Westfalen. „Die meisten frauen wollen nicht so leben wie ich“, sagt sie und grinst, „Work-Life-Balance kann ich nicht bieten.“ Wieder ernst geworden, erzählt sie, dass die un- regelmäßigen arbeitszeiten und die langen fahrtstrecken viele der oh- nehin seltenen nutztierärztinnen abschrecken. 100.000 Kilometer macht sie im Jahr, die passen für viele nicht zusammen mit einem aktiven familienleben. eine gute Bezahlung und ein hohes Lernniveau liegen zwar in der anderen Waagschale, kommen aber nicht bei jedem zum tragen. trotzdem wird alexandra engels nicht müde, Werbung für die nutz- tierhaltung zu machen – mit sich selbst als denkbar bester frontfrau. So führt sie angemeldete gruppen über das Hofgelände oder stellt sich mit einem rondell voller flauschiger Küken auf den örtlichen Markt- platz. zur Osterzeit bestückt mit einem selbst verfassten rundbrief über gesunde Lebensmittel. auch die Kindergartengruppe ihres Soh- nes hatte sie schon zu gast. inklusive der eltern, die ihren nachwuchs anschließend abholten. Das feedback: eindeutig positiv. „Persönlich kann man eigentlich alles besprechen und vernünftig klären“, erinnert sie sich an den fröhlichen Besuch „auf dem Bauernhof“. Und auch die gereichten Putenwurst-Brote ließen die kleinen Besucher nicht un- besehen liegen. Manches aber, so weiß sie, lässt sich dem Verbraucher nur schwer na- hebringen. zum Beispiel, dass Puten, wenn sie vor der tötung betäubt werden, heftige exzitationsbewegungen zeigen. „Daran erkennen Sie die fachlich richtige arbeit. Dem Verbraucher ist das aber kaum zu ver- mitteln“, erklärt sie. Wenn dann die emotionen hochschießen, hat es die fachkompetenz schwer. Bei situativ überforderten Laien nachvoll- ziehbar, in Politik und Journalismus aber nicht hinnehmbar. „Wir haben nichts zu verbergen, und wir haben auch keinen grund, uns zu schämen“, bezieht sie Position. 85% 80%

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