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Zum Hofe 15 Schwierig für die Veterinärin wird es dann, wenn sich Be- standskunden von vermeintlichem Druck verunsichern lassen. aus angst übersehen sie plötzlich wichtige Signale aus der Herde. „Sind tiere jedoch auffällig und als krank diagnostiziert, müssen sie behandelt werden. auch mit antibiotika“, unterstreicht sie eindrücklich. als geborene Optimistin sieht sie aber auch Positives in der öffentlichen Kritik: eine fortwährende Weiterentwicklung in Landwirt- schaft und tiermedizin. Daraus resultiert beispielsweise die heutige immunprophylaxe. richtungsweisende Denk- anstöße erhofft sie sich auch von der derzeit viel bespro- chenen Hit-Datenbank. Mehr aber nicht: „Die Maß- nahmenpläne, die auf Betriebe mit hohem Therapieindex zukommen sollen, leben wir in der intensiven Bestands- betreuung ohnehin schon“, bilanziert sie. Dass es heute aber ohne ein grundsätzlich transparentes Miteinander nicht mehr funktioniert, davon ist sie über- zeugt. „Mein Vater sagte immer: ‚Bei diesen ganzen audits und Kontrollen wollte ich kein Landwirt mehr werden.‘ ich sehe das anders. Die transparenz, die daraus erwächst, stärkt uns. ich möchte nicht mehr auf sie verzichten wol- len“, sagt die tierhalterin, Veterinärin und Verbraucherin. Und unterstreicht: „ich bin überzeugt, dass wir gesunde, hochwertige Lebensmittel erzeugen, die ich übrigens auch selbst sehr gerne esse.“ Was sie jedoch schmerzlich ver- misst, ist ein politisches wie mediales Vertrauen in die nutztierhaltung. Das Potenzial zur Verbesserung sieht sie in der Landwirtschaft selbst, ermutigt von diesjährigen zahlen der renommierten Marktforschungsgesellschaft gfK: 81 Prozent der Deutschen vertrauen demnach Land- wirten. Damit rangiert die Berufsgruppe – nach nothelfern wie feuermännern sowie apothekern und Piloten – ganz oben. Und – was wünscht sich alexandra engels für die zukunft? „Mehr zeit für familie und Hobbys“, antwortet die passio- nierte reiterin und Jägerin. „Während ich früher auf dem Hochsitz unheimlich gut entspannen konnte, werde ich heute nur nervös“, gesteht sie zähneknirschend ein. in der ruhe des Waldes rattern die offenen fragen in ihrem Kopf. trotzdem muss zum ende des tages eine letzte gestellt sein: Was gefällt ihr wohl besser – die arbeit in der Praxis oder auf dem Hof? „Was man macht, ist eigentlich egal, Hauptsache man ist mit Herzblut dabei“, antwortet sie mit derart blitzenden augen, dass sich jede nachfrage von selbst erledigt. in Der PraxiS

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