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Zum Hofe 19 in Der PraxiS sein, was man jetzt sagt. aber meiner erfahrung nach sind frauen nach wie vor stärker in der Kindererziehung eingebunden und damit doppelt be- lastet. Wie soll ich denn da von allen Vollzeit verlangen?“ Die Lösung liegt für Schneichel einerseits im personel- len Wachstum – je mehr Köpfe, umso mehr lässt sich verteilen –, anderer- seits in flexiblen teilzeitangeboten. „ich muss meinen Mitarbeitern den Job anbieten, den sie auch bewerk- stelligen können; das ist mir längst klargeworden. teilzeit darf kein Han- dicap sein“, meint der familienvater und erzählt von einer tierärztin, die nur samstags, da sie dann eine Kin- derbetreuung hat, arbeiten kann. „Meiner Dienstplanung kommt das zugute, so kann ich am Wochenende schon wieder einen fulltime-Kollegen entlasten.“ eine andere, noch neue Mitarbeiterin kommt nur zwei halbe tage in der Woche. „auch da gebe ich eine Chance. Vielleicht wird ja mehr daraus, wenn die Kinder größer sind. Und bis dahin haben wir einen zu- sätzlichen Springer im team, wenn es mal eng wird.“ Und eng werden kann es schon mal, denn viele tierarztpraxen in der Um- gebung haben ihren notdienst aufge- geben. „Deshalb läuft bei uns immer mehr auf, wobei, ehrlich gesagt, nur 20 Prozent der Patienten echte Pro- blemfälle sind“, berichtet er. Lässt sich aus der steigenden nachfrage nicht ein erfolgversprechendes ge- schäftsmodell ableiten? „Leider nein“, meint Schneichel. „noch ar- beiten wir im notdienst nicht kosten- deckend. Die gebühren, die wir abrechnen können, sind zu gering. außerdem macht uns das arbeits- zeitgesetz das Leben schwer.“ es sind die Personalfragen, bei denen Schneichels Schuh am stärksten drückt. nicht nur vom gesetzgeber, sondern auch von den Hochschulen wünscht er sich mehr Unterstützung: „Die zulassungsvoraussetzungen an den veterinärmedizinischen fakultäten müssten sich doch am Bedarf orientie- ren, nicht an guten Schulnoten“, for- dert der nutztierarzt. „Was wir brauchen, sind Praktiker, die zusam- menhänge erkennen. Junge Leute, die schon eine landwirtschaftliche ausbil- dung mitbrächten, wären ideal, aber die fallen im allgemeinen ja direkt durchs raster.“ er selbst kennt Landwirtschaft und tiermedizin von Kindesbeinen an: Sein Vater praktizierte nur wenige Ki- lometer von seinem heutigen Klinik- standort entfernt, die großeltern hatten einen Bauernhof. Schneichel studierte in gießen und München, neben den veterinärmedizinischen Vorlesungen besuchte er auch be- triebswirtschaftliche, „denn zahlen haben mich immer interessiert“. gut so, denn sie wurden immer wichtiger: Management, Personalführung, Vor- Große Teile der eifel gelten als strukturschwache Gebiete, ihnen fällt es schwer, Nachwuchs- kräfte anzulocken. Schneichels Geschichte erzählt davon, dass ein moderner Klinikbetrieb auf dem Land trotzdem funktionieren und wachsen kann. Schneichel ist ein allrounder wie er im Buche steht. und seine Klinik ebenso: Schwarzkopfschafe, Hühner, Schweine, Rinder, Pferde, Kleintiere – alles an einem Tag.
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