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Zum Hofe 20 schriften und gesetze bestimmen heute den alltag des Mediziners. „Die größe der Klinik bringt das einfach mit sich“, sagt er. Wobei ohne unter- nehmerisches Denken heute eigent- lich kein Hoftierarzt mehr auskäme. „Wie will er denn sonst einen land- wirtschaftlichen Betrieb beraten? Mein Vater hat immer gesagt, dass man bei allen Therapien, die man als tierarzt vorschlägt, auch an das Portemonnaie der tierhalter denken muss. So etwas prägt.“ Dass Schneichel, bei all seinem enga- gement, 365 tage im Jahr arbeitet, überrascht kaum. erst in letzter zeit tritt er etwas kürzer. aber er sei für seine hohe arbeitsleistung, die er über viele Jahre leistete, heute auch dankbar. Denn nur so habe er über den alltäglichen tellerrand schauen, Verbandsarbeit und fortbildungen machen können. „Mein Horizont konnte sich öffnen. ich habe neue Leute, neue Themen kennengelernt. außerdem ist es interessant zu erfah- ren, wie Menschen, die über einen an- deren Hintergrund verfügen, denken.“ nicht ohne grund übernahm Schnei- chel also bei der Landestierärzte- kammer rheinland-Pfalz und im Bundesverband Praktizierender tier- ärzte, Landesverband rheinland- Pfalz, das amt des Vizepräsidenten. er engagierte sich bei den europäischen tierärzten in Brüssel, war dort Mit- glied im ausschuss „Medicines“ und der arbeitsgruppe „antibiotika-Leit- linien“ (Bundestierärztekammer). zudem ist der nutztierpraktiker als amtlicher tierarzt in der fleischhygie- neüberwachung zugelassen und übernimmt verschiedene aufgaben als Sachverständiger. „Wir Praktiker müssen an den entscheidenden Stel- len mitgestalten und dürfen das feld nicht nur ämtern und Bürokraten überlassen“, sagt er und erinnert sich an ein Schlüsselerlebnis: „als ich meine Praxis 1986 eröffnete, bekam ich ärger mit der tierärztekammer. Das Praxisschild war einen zentimeter zu groß und außerdem beleuchtet. Beides durfte nicht sein und führte zu einem gewaltigen Hin und Her. Da ist mir klargeworden: ich muss was tun.“ nach dieser Devise engagiert sich Schneichel auch bei der initiative tierwohl, er sitzt im Berateraus- schuss. Warum das auch noch? „Weil die richtung stimmt, die die initiative tierwohl einschlägt. Man muss sich ja nur anschauen, was die Bundesregie- rung für die staatliche tierwohlkenn- zeichnung plant, da übernimmt sie vieles“, meint er. Das Thema tierwohl liege ihm ohnehin am Herzen, wobei dieses immer auch Hand in Hand mit tiermedizin und Unternehmertum gehen müsse. „Unterm Strich zeigt sich auch, dass die Landwirte, die in Sachen tierschutz und tierwohl gut dastehen, auch wirtschaftlich keine Probleme haben.“ für alle anderen Betriebe verspricht sich der nutztierpraktiker viel von der Befunddatenerfassung, die QS 2016 für Mastschweine, 2017 auch für Mastputen und -hähnchen startete. „ich betrachte die QS-Befunddaten- bank als wichtiges zusatz-tool, das meiner ansicht nach erstaunlich gut umgesetzt wurde. Bestandsbetreu- ende tierärzte können jede Menge in- formationen daraus ziehen und außerdem entspricht die Befund- datenerfassung dem eU-recht“, sagt Schneichel, der in diesem zuge auf die Leitlinien für die tierärztliche Be- standsbetreuung verweist. Schlacht- befunde gäben wertvolle Hinweise auf erkrankungen, auf Defizite im Stall- oder Betriebsmanagement. „noch fehlt mir aber die rückkopplung“, meint der nutztierpraktiker. „ideal für die früherkennung wäre es, wenn wir direkten zugriff auf die Befunddaten unserer Betriebe hätten. Wir schauen da doch noch etwas anders darauf als ein Landwirt und können die ergeb- nisse beim nächsten Besuch einfach mit ansprechen. Sonst geht da zu viel unter.“ „Wir Praktiker müssen mitgestalten.“ in Der PraxiS
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