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Harm Hauschild arbeitet seit diesem Jahr mit der Soft- ware farmTool, die ein Gesellschafter seiner Tierarzt- praxis entwickelte und auf den Markt brachte. Neben vielen möglichen Bausteinen nutzt er bislang den arz- neimittelbereich, in dem er alle verabreichten Medika- mente und Impfstoffe dokumentiert. Meldungen an die staatliche HIT-Datenbank und das QS-antibiotikamoni- toring laufen automatisch. Mittels einer app hat der Landwirt nun jede einzelne Behandlung, alle Restmen- gen und Wartezeiten stets in der Hosentasche: „auf dem Handy kann ich schnell mal nachschauen, welche Behandlung wann gelaufen ist und was daraus wurde“, erklärt Hauschild. „Ich muss nicht erst ins Büro springen und lange kramen.“ Zukünftig sollen auch seine Mit- arbeiter ihre arzneimittelgaben direkt mit dem Smart- phone erfassen und auch sein Bestandsbuch will Hauschild über die Software führen. Die Bar ist eröffnet: Zeigen sich in einem Wurf erste anzeichen von Durchfall, gibt es Cola. Zusätzliche Milch über ein Cup-System bekommen alle Saugferkel ab dem dritten Lebenstag. 27 Zum Hofe holt hatte. Kamen in der zeit Coli-Bakterien obendrauf, brauchten wir wieder antibiotika.“ zudem sank das Verkaufsgewicht der ferkel und es gab mehr Verluste. „fast ein Jahr lang lagen sie bei nur einem Pro- zent. Durch den rotavirus stiegen sie wieder auf drei bis vier Prozent“, rechnet Hauschild vor. nicht nur deshalb setzen er und seine Hoftierärztin, womöglich, auf Pro- phylaxe und ein individuell zugeschnittenes impfprogramm: „Wir haben hier imBetrieb ein breites erregerspektrum: Streptokokken, drei patho- gene Coli-Bakterien, den erreger der glässer’schen Krankheit, Clostridien – alles da“, zählt Wüllner auf. Sie vertraut auf eine Mutterschutzimpfung, die die ferkel passiv über das Kolostrum immunisiert. Der Bestandsimpf- schutz bei den Sauen umfasst PrrS, influenza und Parvo/rotlauf. ent- sprechend der fortlaufenden erregeranalyse verändern sich die zusammengesetzten impfstoffe. „rund ein Drittel haben wir beim letzten Mal ausgetauscht“, so die tierärztin. „Man muss halt dranbleiben.“ Das gilt auch für das betriebseigene Hygieneprogramm: es herrscht eine konsequente Schwarz-Weiß-trennung mit zentraler Hygiene- schleuse, Besucher müssen einduschen. Lieferanten und Dienstleister besitzen eine separate zufahrt, neue Jungsauen gehen für acht Wochen in externe Quarantäne, es gibt einen eigenen Viehanhänger, der die neuankömmlinge transportiert – um nur einige der Maßnahmen zu nennen. ein konsequentes rein-raus-Verfahren gehört ebenso zum Hygienekonzept. Ob die Mannschaft ordentlich reinigt und desinfiziert, sieht Wüllner nach ihrer Desinfektionskontrolle. regelmäßig nimmt sie abklatschproben in den sauberen abteilen, die das praxiseigene Labor untersucht, je nach ergebnis wird das Desinfektionsmittel gewechselt. Da jeder Mitarbeiter seinen arbeitsbereich selbst wäscht, werden per- sönliche fehler deutlich. „Das ergebnis ist beim nächsten Mal garan- tiert besser“, erklärt Hauschild, der sich die intensive reinigung übrigens bei den geflugelhaltern abgeschaut hat. „Daheim in Deinste haben wir eine Hähnchenmast.“ neben dem Betrieb in Lübeck gehört ein zweiter Standort zum famili- enbetrieb. im 130 Kilometer entfernten Deinste, Landkreis Stade, exis- tieren 3.000 weitere ferkelaufzuchtplätze, etwa die Hälfte der Lübecker nachzucht wächst hier auf – weiterhin unter Wüllners wa- chen augen. Hinzu kommen 2.500 Schweine- und 170.000 Hähn- chenmastplätze, eine 940-kW-Biogasanlage, 360 Hektar acker, 100 Hektar grünland. Harm Hauschild bewirtschaftet all dies gemeinsam mit seinem Bruder und seinen eltern. Bis 2013 setzte die familie auf Bio. „Mit rund 1.000 Sauen waren wir wohl der größte Bio-ferkeler- zeuger in Deutschland“, erinnert sich Hauschild, „bis wir auf unseren tieren sitzen geblieben sind.“ Der absatz funktionierte nicht, zu wenig Mäster fragten die ferkel nach. nach sechs Bio-Jahren kapitulierte der Betrieb, stellte auf konventionell um und baute den 2014 hinzugekauf- ten Standort in Lübeck, die Büssau Kg, aus. Die familie Hauschild ist mit ihrer Sauenhaltung und mit einem teil der Mast bei der initiative tierwohl dabei. in Der PraxiS
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