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Zum Hofe 38 LMU. „erst gestern besuchten uns Studierende, drei Stunden haben wir zusammen auf einem Betrieb verbracht“, erzählt der Hoftier- arzt, der fest an eine für alle Seiten gewinnbringende Verzahnung von forschung und Praxisalltag glaubt. auch wenn deren Umset- zung im alles bestimmenden tagesgeschäft, so räumt der famili- envater ein, alles andere als leicht sei. Bevor Palzer, der selbst in München studierte, in die Scheidegger Praxis einstieg, verbrachte er acht Jahre als wissenschaftlicher Mit- arbeiter an der LMU. „Die forschung so ganz aufzugeben konnte ich mir nie vorstellen“, sagt er rückblickend. Warum, was hält ihn bei der Stange? nach ein paar Minuten des überlegens weiß er es: es ist die Sorge um den fachlichen Stillstand. Sie ist es, die den fach- tierarzt für Schweine und „Diplomate of the european College“ dranbleiben lässt. eine konkrete Vorstellung davon, was „dranbleiben“ für Palzer be- deutet, bekommt der, der ihn zum ethik-Kodex befragt. 2015 vom Deutschen tierärztetag beschlossen, 2016 mit Umsetzungsemp- fehlungen unterfüttert, soll der ethik-Kodex Veterinäre selbstver- pflichtend beim „ethisch richtigen Handeln“ unterstützen. „Schön und gut“, meint Palzer, „aber wenn es praktisch wird, dann höre ich nur: ‚Das muss der tierarzt im einzelfall selbst entscheiden.‘ Das war vorher auch schon so, dafür brauche ich keinen Kodex!“ Der Hoftierarzt kommt in fahrt und führt eine reihe von Praxisbei- spielen an. ihnen allen ist eins gemein: Steht der Hoftierarzt vor einer gruppe ernsthaft erkrankter tiere, dann bedeutet die Heilung derer, die durchkommen, immer auch das verlängerte Leid derer, denen nicht mehr zu helfen ist. „Mit einem frühzeitigen Bolzen- schuss wäre Letzteren – im Sinne des tierwohls – besser gedient. Oder sollen wir lieber der natur ihren Lauf lassen? Wo, in diesem großen graubereich, liegen die verbindlichen grenzen?“, fragt der Veterinär und ringt mit den Händen. Was sich Palzer wünscht, sind konkrete ethische anhaltspunkte, die sich nach prozentualen Heilungschancen, einer definierten Menge von Krankentagen und ähnlichem mehr richten. Sie sollen seinem „Wo, in diesem großen Graubereich, liegen die verbindlichen Grenzen?“ angeWanDte etHiK Mit Dr. anDreaS PaLzer Wie lässt sich tierärztliche ethik praktisch und faktisch haltbar umsetzen? als bpt-Präsidi- umsmitglied wünscht sich Dr. andreas Palzer einen aktiven austausch mit anderen Hoftier- ärzten. Wer sich davon angesprochen fühlt, kann sich direkt mit ihm in Verbindung setzen: tel. 08381/ 2572, a.palzer@lmu.de .
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