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INFOBRIEF
Obst, Gemüse und Kartoffeln
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Ausgabe: 02/2013
Qualitätssicherung.
Vom Erzeuger bis zur Ladentheke.
Die unter Dithiocarbamate zusammengefass-
ten Fungizide (Ferbam, Mancozeb, Maneb,
Metiram, Propineb, Thiram, Zinebun und
Ziram) sind im konventionellen Gemüsebau
fast alle zugelassen. Im Obstbau dagegen
gibt es jedoch zahlreiche länderspezifische
Zulassungsunterschiede. So sind Dithiocar-
bamate in Deutschland beispielsweise bei
Äpfeln und Birnen nicht zugelassen. Trotz-
dem werden dort manchmal Rückstände von
Dithiocarbamaten gefunden. Wie kommt
das?
Eine mögliche Quelle für Kontaminationen sind
Latex-Handschuhe, die im Produktions- und
Handelsprozess oder bei der Probenahme ver-
wendet werden. Bei der Herstellung von Latex-
Handschuhen werden sogenannte Vulkanisa-
tionsbeschleuniger eingesetzt. Diese können
unter anderem auch Dithiocarbamate sein. Sie
steigern die Elastizität, die Widerstandsfähig-
keit und Haltbarkeit der Handschuhe.
Die Gehalte an Rückständen, die auf Obst und
Gemüse gefunden wurden und die nachweis-
lich auf die Berührung mit Latex-Handschuhen
zurückzuführen sind, liegen in einem relativ
hohen Nachweisbereich. So wurden auf Kopf-
salat, der während des Abpackens mit Latex-
Handschuhen berührt wurde, Rückstände von
Dithiocarbamaten im Bereich von 0,05 bis 0,25
mg/kg nachgewiesen. Äpfel, die während des
Pflückens oder bei der Sortierung mit
Latex-Handschuhen berührt wurden, wie-
sen Rückstände bis zu 0,04 mg/kg auf.
Anwendung oder Kontamination?
Anders als bei der üblichen Rückstands-
analytik wird bei der Gruppe der Dithio-
carbamate nicht der einzelne Wirkstoff, z.B.
Mancozeb, bestimmt, sondern der CS2-
Gehalt (Kohlenstoffdisulfid), der aus allen
Substanzen dieser Wirkstoffgruppe abgespal-
ten werden kann. Durch diesen „indirekten“
Nachweis ist eine Zuordnung auf den Wirkstoff
nicht möglich.
Vorbeugen durch vermeiden
Um das Risiko einer Kontamination mit Dithio-
carbamaten durch Handschuhe zu vermeiden,
sollten Handschuhe getragen werden, die ohne
diese Stoffe hergestellt werden. Eine Alternati-
ve sind nach heutigem Wissenstand z. B. Nitril-
Handschuhe. Handschuhe aus Polyethylen
haben den Nachteil der geringen Reißfestigkeit
und des geringen Tragekomforts, Vinyl-Hand-
schuhe können dagegen sehr hohe Gehalte an
Weichmachern enthalten.
Dithiocarbamatkontamination vermeiden
Auf Geeignete Handschuhe achten
Einen nicht zu unterschätzenden Scha-
den können Tauben, Krähen oder Stare im
Obst- und Gemüsebau anrichten. Sie ziehen
frischgepflanzte Setzlinge aus Beeten und
Feldern oder picken Salate und Früchte an.
Auf einem Praxistag der Landwirtschafts-
kammer Nordrhein-Westfalen konnten sich
Gärtner und Landwirte im Versuchszentrum
Gartenbau in Köln-Auweiler informieren, wie
sie Schäden durch Wild und insbesondere
Vögel sicher vermeiden können.
Nach Einschätzung der Experten bieten Netze
die sicherste Möglichkeit Tauben und Krähen
von Kulturen fernzuhalten. Gegen ihren Einsatz
sprechen die Anschaffungskosten sowie der Ar-
beitsaufwand für das Aufhängen und die Pflege
der Netze.
Eine Alternative sind akustische Geräte. Sie
vertreiben die Vögel durch laute Schüsse bzw.
ahmen Raubvogelgeschrei nach. Problematisch
ist ihr Einsatz in unmittelbarer Nähe zu Wohn-
gebieten oder in Lärmschutzzonen. Die Immis-
sionsschutzgesetze des Bundes und der Länder
regeln Abstand und Lautstärke der Anlagen.
Neu im Einsatz gegen Schadvögel sind Laser-
geräte. Mit einem Standgerät wird eine Fläche
von 2 km automatisch abgetastet, so dass der
Einsatz auf großen Flächen möglich ist. Versu-
che belegen, dass der Laser einen zuverlässi-
gen Fluchtreflex bei Vögeln auslöst. Ebenfalls
ausgelöst wird der Fluchtreflex, sobald Vögel
die bewegte Silhouette von Raubvögeln über
sich wahrnehmen. Dieses Verhalten wird aus-
genutzt beim Einsatz von Flugdrachen. Dabei
bestimmen die Höhe und die Windverhältnisse
den Umkreis des geschützten Raumes. Bei einer
Flughöhe von 11 m können ca. 1,5 ha Anbauflä-
che geschützt werden.
Insbesondere bei optischen und akustischen
Geräten muss darauf geachtet werden, einen
Gewöhnungseffekt zu vermeiden. Flugdrachen,
Spiegel oder Ballons, die mit aufgedruckten
„Raubvogelaugen“ aufscheuchen, müssen min-
destens wöchentlich anders platziert werden.
Bei akustischen Geräten ist unregelmäßiges
mehrmaliges Signalgeben etwa durch Schüs-
se, einer regelmäßig wiederkehrenden Einzel-
schussfolge vorzuziehen.
Welches System für die eigene Kultur geeignet
ist, lässt sich am besten im Rahmen einer indivi-
duellen Beratung feststellen.
Tipps für die Ertragssicherung
Vögel wirkungsvoll vertreiben
Im Bio-Bereich
ist das Problem der Kreuzkontamina-
tion bereits seit längerem bekannt.
Deshalb hat die Plattform der Schwei-
zer Biobäuerinnen und Bauern eine
Liste (Link:
http://bit.ly/1dUgA8G
)
veröffentlicht, in der Handschuhe auf-
geführt sind, die frei von Dithiocarba-
maten sind.
Vogelschreck Ballon (Foto: F.-P. Schenk)