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INFOBRIEF
Obst, Gemüse und Kartoffeln
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Ausgabe: 03/2013
Qualitätssicherung.
Vom Erzeuger bis zur Ladentheke.
Extreme Hochwasserereignisse vom Früh-
jahr trafen vor allem den Süden und Osten
Deutschlands in einer kaum vorstellbaren
Weise. In diesem Beitrag erläutert Joachim
Ziegler vom Dienstleistungszentrum ländli-
cher Raum Rheinpfalz, Konsequenzen und
Handlungsoptionen.
Was früher in alten Kulturen wie z. B. am unteren
Nil als Segen für Menschheit und Natur durch
Anlandung fruchtbarer Erde, anaerober Boden-
desinfektion und Salzauswaschung in ariden
Gebieten galt, stellt heutzutage ein beinahe un-
kalkulierbares Risiko für Produzenten von Obst
und Gemüse dar. Das Wasser ist längst weg, der
Schlamm in Häusern und Betriebsflächen weg-
geräumt. Was bleibt ist die Unsicherheit eines
dauerhaften Schadstoffeintrages aus Industrie-
und Siedlungsgebieten oder von mikrobiologi-
schen Kontaminanten aus Klärwerken etc. Die
Erfahrung aus zurückliegenden Hochwasserer-
eignissen zeigt allerdings, dass es tatsächlich
nur in sehr seltenen Fällen zu persistenten Bo-
denbelastungen kam. Infrage kommen hier vor
allem Schwermetalleinträge und Verschmutzung
durch Mineralölkohlenwasserstoffe aus leckge-
schlagenen Tanks. Geringfügige Ölverschmut-
zungen sind durch mikrobiellen Abbau nach
geraumer Zeit nicht mehr nachzuweisen, vor
allem, wenn nach Wieder-
befahrbarkeit der Flächen
eine intensive Bodenlo-
ckerung und –durchmi-
schung erfolgte. Auch bei
hygienisch bedenklichen
Mikroorganismen (z. B.
Salmonella,
enteroag-
gregative E. coli) sinkt
das Kontaminationsrisi-
ko nach mehrmonatiger
Wartezeit (> 6 Monate)
bis zur Wiederbestellung
deutlich.
Schwermetalle hingegen
bauen sich durch Bearbei-
tungsmaßnahmen nicht
ab. Diese Art der Kontamination ist jedoch in
der Regel sehr selten. Eine gründliche Kalkung
und deutliche pH-Wert-Erhöhung über den Neu-
tralwert kann die Immobilität (Festlegung) der
Schwermetalle allerdings fördern.
Bodenanalysen beauftragen
Nur in einem begründeten Verdachtsfall macht
es Sinn, kostenaufwändige chemische Bo-
denanalysen in Auftrag zu geben. Hierbei sind
die Vorsorgewerte für Metalle (Cadmium, Blei,
Chrom, Kupfer, Quecksilber, Nickel und Zink)
und organische Stoffe (z. B. Polychlorierte Bi-
phenyle, abgekürzt PCB, Benzo(a)pyren und
Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstof-
fe, abgekürzt PAK) sowie die Anwendungsvor-
schriften des Bundes-Bodenschutzgesetzes
(www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/
bbodschv/gesamt.pdf ) für den Wirkungspfad
Boden-Nutzpflanzen verbindlich anzuwenden.
Bei überfluteten, oberflächennahen Brunnen
ist eine Kontamination ebenfalls in Betracht zu
ziehen und durch Beregnungswasseranalysen
auszuschließen.
Expertentipp
Bei Überschwemmungen richtig handeln
QS bietet ab Januar 2014 einen neuen Ser-
vice: Systempartner können künftig freiwil-
lig ihr Sozialmanagement nach einheitli-
chen Grundsätzen in einer unabhängigen
Inspektion begutachten lassen. Einen spezi-
fischen Leitfaden „Freiwillige QS-Inspektion
Arbeits- und Sozialbedingungen“ hat der
Fachbeirat Obst, Gemüse, Kartoffeln kürz-
lich verabschiedet.
Dieser Schritt basiert auf Wünschen von Markt-
teilnehmern. Erste Unternehmen fragen nämlich
bereits nach Nachweisen
über eine gute Sozialpraxis
in der Lieferkette. Mit dem
neuen Sozialmodul bietet
QS dafür eine praxisgerech-
te auf deutsche Verhältnis-
se abgestimmte Lösung.
Sie umfasst ein geeignetes
Anforderungsprofil für alle
Stufen der Systemkette Obst,
Gemüse, Kartoffeln, das eine
unabhängige
Dokumen-
tation und Inspektion des
Sozialmanagements in den
Betrieben ermöglicht. Die Inhalte und die Sys-
tematik der freiwilligen QS-Inspektion basieren
dabei auf deutschem Recht und wurden unter
Beachtung des GlobalG.A.P.-Modul GlobalG.A.P
Risk Assessment on Social Practice (GRASP) er-
stellt.
Teilnahme grundsätzlich freiwillig
Für die Inspektion können sich Systempart-
ner aller Stufen freiwillig anmelden. Dabei gilt
grundsätzlich: Die Inspektion erfolgt unabhän-
gig von der Teilnahme am QS-System. Mit der
Service für Systempartner
Inspektion von Arbeits- und Sozialbedingungen jetzt möglich
Anmeldung erklären die Unternehmen, die im
Leitfaden zusammengestellten Anforderungen
zu den Arbeits- und Sozialbedingungen begut-
achten zu lassen. Die Prüfhäufigkeit der Inspek-
tion entspricht dabei der Prüfhäufigkeit des re-
gulären QS- bzw. QSGAP-Systemaudits.
Erzeuger, die sich für die Inspektion entschei-
den, wenden sich dazu an ihren Bündler. Dieser
veranlasst alle weiteren Schritte der Teilnahme.
Alle anderen Unternehmen melden sich über
die QS-Datenbank für die Inspektion an. Die
Inspektion bei Familienbetrieben ohne fremde,
nicht familienzugehörige Beschäftigte, ist nicht
vorgesehen.
Nach der Einführung der Inspektionen arbeiten
QS und die Zertifizierungsstellen eng zusammen,
um die Umsetzung genau zu evaluieren. Damit
wird sichergestellt, dass das Anforderungsprofil
praxisgerecht angewendet wird und bei Bedarf
entsprechend angepasst werden kann.
Der Leitfaden „Freiwillige QS-Inspektion Arbeits-
und Sozialbedingungen“ kann im Downloadcen-
ter der QS-Webseite heruntergeladen werden.