

Zum
Hofe
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und reingucken“, sagt der Praktiker,
der schon zum OP aufbricht. Bis zu
250 Eingriffe führt er hier pro Jahr
durch: Nabel-OPs bei Kälbern, Klauen-
und Zitzen-OPs bei Milchkühen ebenso
wie Eingriffe bei Labmagenverlagerung
und Verdrehungen der Eingeweide, wie
sie gerne bei Fressern vorkommen.
„Grundsätzlich ließe sich das meiste –
wie etwa der klassische Kaiserschnitt
– ja auch auf dem Hof erledigen“, re-
lativiert Selmair. Nur eben nicht so
gut: Der wenig keimbelastete OP lässt
sich gut sauber halten, reichlich Licht,
warmes Wasser, mehrere Sätze OP-Be-
steck – für alles ist hier gesorgt. Auch
für einen mobilen Kippstand. In ihm
lässt sich der Patient fixieren, flach ab-
legen oder auch – etwa für eine Lab-
magen-Endoskopie – auf den Rücken
drehen. Eingestellt auf eine bequeme
Arbeitshöhe lässt sich jetzt richtig gut
arbeiten. Wenn im Sommer das Wetter
mitspielt, hängt sich Josef Selmair den
Kippstand auch ans Auto und nimmt
ihn mit auf den Hof: „Das Rind ist ein-
fach robust und unempfindlich, mit
einem Pferd brauchen Sie so etwas
nicht versuchen.“
Dass sich der erfahrene Hoftierarzt so
sehr auf die Rinderchirurgie einschoss,
bedingt auch die ländliche Lage:
„Wenn unsere Bauern in die Tierklinik
müssen, dann ist das für sie eine
Weltreise.“ Was liegt also näher als
das Rinderzentrum Holzland. Um es
bekannt zu machen, lud es sämtliche
Kollegen aus Oberbayern zur Eröff-
nung ein, ebenso die Rinderhalter.
Auch Josef Hupfer war dabei, ein Rin-
dermäster aus dem benachbarten Er-
ding. Drei-, viermal hat er den OP
seither genutzt, denn Selmair ist
„schon immer“ Hupfers bestandsbe-
treuender Tierarzt. Sein Hof besitzt
250 Rinder, 150 Hektar Ackerland
kommen hinzu. Außerdem eine kleine
Lohnunternehmung mit zwei Großpa-
ckenpressen. Neben seiner Ehefrau Eli-
sabeth und den Eltern packt Bruder
Christian mit an, ein ausgebildeter
Landmaschinenmechaniker. Seit 2003
ist der bayerische Familienbetrieb ein
QS-Systempartner.
Viel haben der Landwirt und sein Hof-
tierarzt schon zusammen gemeistert.
Auch das Jahr 2014 hatte einiges zu
bieten: Mit dem novellierten AMG sind
seither auch Rindermäster zum Anti-
biotikamonitoring staatlicherseits ver-
pflichtet. Für ihre Einträge, die im
Allgemeinen der zuständige Tierarzt
übernimmt, steht ihnen die staatliche
HIT-Datenbank ebenso zur Verfügung
wie die schon etablierte QS-Antibioti-
kadatenbank. Sie überträgt die einge-
tragenen Daten automatisch zu HIT.
Für viele Tierärzte, die die QS-
Software bereits aus ihren Schweine-
und Geflügelbeständen kennen, bringt
das eine deutliche Arbeitserleichte-
rung. Für das Rinderzentrum Holzland
ist jedoch das komplette Antibiotika-
monitoring Neuland. Bislang stellt Sel-
mair seine AuA-Belege handschriftlich
„Ich habe meine
Leidenschaft eben
zum Beruf gemacht.“