

Zum
Hofe
17
PRAXIS
IN DER
Was Tierarzt und Landwirt gleichermaßen erfreut, zeigt sich
auch als wertvolle Maßnahme in Sachen Antibiotikareduk-
tion. „Das stimmt “, nickt Selmair. „Denn jedem Rindertier-
arzt ist auch ohne Monitoring klar, wo wir 90 Prozent der
Antibiotika verbrauchen: dort, wo die Kälber aus den ein-
zelnen Milchviehbetrieben zusammenkommen und fleißig
ihre Erreger austauschen.“ Das geschieht nicht nur bei den
Fressererzeugern, sondern auch bei Rindermästern wie
Josef Hupfer, der direkt Kälber kauft. Er kennt sich mit
Grippe und Durchfall aus, sind sie doch typische Erkran-
kungen in seinen frisch zusammengewürfelten 40er Abtei-
len. Der Tierarzt begegnet ihnen mit oral gegebenen
Fütterungsarzneimitteln wie Tetrac. Zwei- bis dreimal in der
Woche besucht Selmair den Hof während dieser Phase, bis
sich rund 14 Tage nach dem Einstallen wieder alles beruhigt
hat. Bis dahin kümmert sich der Familienbetrieb intensiv
um die Betreuung der Tiere. „Meine Mutter wohnt direkt
neben dem Kälberstall und macht jeden Abend vor dem
Zubettgehen die letzte Runde“, erzählt Hupfer anerken-
nend. „Sie hat ein gutes Auge, das ist Gold wert.“
Neben der intensiven Betreuung der Tiere sieht Selmair vor
allem in der Haltung eine wesentliche Stellschraube hin zur
Antibiotikareduktion: „Das Stallklima muss stimmen. Hier
hat sich in den letzten 30 Jahren – neben den Impfungen
– aber auch schon unheimlich viel verbessert.“ Als Hupfer
2008 seinen Bullenstall modernisierte, konnte ihm sein
Hoftierarzt auch hier wertvolle Ratschläge geben. Zum Bei-
spiel: die Einrichtung von Krankenabteilen. Drei separate,
zum Teil mit Gummibelegen ausgestattete Boxen stehen
nun für kranke oder einfach geschwächte Tiere zur Verfü-
gung. „Die haben sich schon dreimal rentiert“, begeistert
sich Hupfer. Selmair ergänzt: „Mit ihrer Hilfe bringen wir 80
Prozent der kranken Tiere so weit, dass sie fertig ausge-
mästet werden können.“ Und auch für das eigene Leib und
Leben sei gesorgt: In den Einzelboxen lässt sich auch ein
450 Kilo schwerer Bulle nicht nur gut, sondern auch sicher
behandeln.
Kranke Bullen lassen sich in den drei Einzelboxen leicht – und sicher –
behandeln. Ausgelegte Gummimatten bieten einen Ruheplatz.
„Früher Feuerwehr,
heute Berater.“