Charlotte Seippel, Qualitätssicherin im Verarbeitungsbetrieb
Mistgabel und Mikrobiologie: Eine Qualitätssicherin geht ihren Weg
Die kleine Gemeinde Schwalmtal, ca. 40 km westlich von Düsseldorf, zählt 18.863 Einwohner. Darunter auch Charlotte Seippel. Nach dem Studium zog es sie ins Rheinland, hier wollte sie schon immer hin. Zu meinem persönlichen Glück hatte die Tacken GmbH eine Stelle ausgeschrieben, die auf mich passte.
Nun gab es erst recht keinen Grund mehr, wieder zu gehen. Die Wahlrheinländerin ist gern hier, an ihrem Arbeitsplatz und auch in der Region.
Gutes Essen
Ich wollte schon immer etwas mit Lebensmitteln machen
begründet Charlotte Seippel ihre Entscheidung, Agrarwissenschaften zu studieren. Obwohl die gebürtige Frankfurterin (a.M.) weder wie ein Großteil ihrer Kommilitonen in einem ländlichen Gebiet aufgewachsen ist noch einen familiären landwirtschaftlichen Hintergrund hat, interessierte sie das Berufsfeld schon früh. Nicht nur aus wissenschaftlichem Interesse, sondern auch aus persönlichem: Ich esse und koche gern.
In ihrem Abiturjahrgang war sie dann auch die einzige, die sich für das Studienfach entschied. 2011 bekam sie die Zusage für einen Studienplatz an ihrer Wunschuniversität Göttingen. Schon bald reifte in ihr der Gedanke, künftig in der Qualitätssicherung zu arbeiten. Mit verschiedenen Praktika begann sie, sich ein Bild vom Herstellungsprozess von Lebensmitteln zu machen. Auch in der Landwirtschaft: Ich habe einerseits praktische Erfahrungen in der Mikrobiologie gesammelt. Und andererseits die Mistgabel geschwungen
. Heute ist die 24jährige bei der Tacken GmbH für die Qualitätssicherung zuständig. Das Unternehmen produziert frische küchenfertige Salatmischungen, fresh-cut Obst und Gemüseprodukte sowie Feinkosterzeugnisse und bedient damit den To-Go Bereich in LEH Ketten, Bäckereien, weiterverarbeitende Unternehmen und die Gastronomie.
Hands on
Von den Einblicken in die unterschiedlichen Stufen der Lebensmittelherstellung während ihrer Ausbildung profitiert Charlotte Seippel bei ihrer Arbeit heute sehr stark: Mein Arbeitsbereich ist unheimlich aktiv
, berichtet sie. Ein Bestandteil sind Labortätigkeiten: So führt sie selbst mikrobiologische Analysen durch und testet die Bestandteile auf Allergene. Bis zu 40 Plankontrollen macht sie im Monat. Hinzu kommen interne Wareneingangskontrollen, die Kontrolle der Hygiene und Produktsicherheit und – Hands on
wie sie selbst sagt - die Analysen von Händen, Materialien und Wasseruntersuchungen. Apropos: Handarbeit wird hier groß geschrieben. Die Unternehmensvision ist simpel: Produkte sollen so Angeboten werden, als hätte man sie daheim geschnitten. Solange es keine Maschinen gibt, die genauso gut schneiden können, wie die Mitarbeiter mit der Hand, wird es vorgezogen, die Dinge von Hand zu erledigen. Gleichzeitig trägt die Handarbeit, das liegt laut Charlotte Seippel auf der Hand – oder besser gesagt im Auge des Betrachters –, zur Qualität des Produktes bei: Wenn 4-10 Augen das Produkt sehen, werden Mängel schneller erkannt.
Produktion in der Kälte
In der heißen Sommerzeit genießt Frau Seippel ihren Arbeitsplatz, fernab von der sommerlichen Hitze. Um die bestmögliche Qualität beim Kunden ankommen zu lassen, müssen die Produktions- und Lagerräume sehr gut gekühlt sein. 4°C ist die Temperatur unter der die Produkte geschnitten und gewaschen werden. Die Lagertemperatur in den Kühlhäusern ist sogar noch geringer. Diese Bedingungen sind für das Obst und Gemüse ideal. Das Fruchtfleisch bleibt knackig und Verderbniserregern wird es schwer gemacht, negativen Einfluss auf das Produkt zu nehmen. Um die Produkte nicht nur sauber sondern auch frisch und knackig beim Konsumenten ankommen zu lassen, wird das Gemüse mehrfach in Eiswasser gewaschen. So können, ohne Zusatz von chemischen Hilfsmitteln Haltbarkeiten von drei bis fünf Tagen erreicht werden.
Die Produkte werden in gekühlten Transportern noch am gleichen Tag abgeholt und zu den Lager- und Umschlagsplätzen der Einzel- und Großhändler gebracht. Im Idealfall landet der Salat schon am nächsten Tag in den Küchen und auf den Esstischen der Endverbraucher.
Junges Gemüse
Die meiste Zeit des Tages ist die Qualitätssicherin im Betrieb auf Achse. Um die Arbeit am Schreibtisch kommt sie allerdings nicht ganz herum. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen muss sie schließlich auch noch dokumentieren. Im Schnitt sitze ich 3 Stunden täglich am PC, den Rest der Zeit bin ich auf den Beinen
, bilanziert sie. Dem Energiebündel kommt diese Verteilung sehr entgegen: Andersrum würde ich es mir auf keinen Fall wünschen!
Der Aufgabenbereich Qualitätsmanagement und- Sicherheit ist unter ihr und vier weiteren Kollegen aufgeteilt. Das Durchschnittsalter: 29. In der Abteilung fühlt Charlotte Seippel sich ausgesprochen wohl: Ich bin sehr glücklich darüber, dass das Team so jung ist.
Das Quintett ist auch die direkte Schnittstelle zu QS. Charlotte Seippel erläutert aus ihrer Sicht, was sie an der Zusammenarbeit schätzt: Wir erreichen eine Basissicherheit mit relativ geringem Aufwand.
Außerdem hält sie das System der ineinandergreifenden Stufen für außerordentlich wichtig: Wir können uns darauf verlassen, Rohwaren mit einem gewissen Standard zu bekommen, da die Vertragsanbauer QS qualifiziert sein müssen. Gleichzeitig ist das Zertifikat für unsere Kunden und Abnehmer ein wichtiges Indiz, dass sie unseren Produkten Vertrauen schenken können
. Die sorgfältige Auswahl der Lieferanten spielte bei Tacken schon immer eine große Rolle. Die verarbeiteten Salate müssen nicht nur Spitzenqualität haben, eine möglichst schonende Ernte zum optimalen Zeitpunkt trägt ebenso sehr zu einem möglichst guten, frischen Produkt bei, wie die tatsächliche Verarbeitung. Wichtig ist, dass der Salat möglichst schnell vom Feld bis in die Fabrik kommt und innerhalb kürzester Zeit verarbeitet wird. Bei Warenannahme werden die Salat- und Gemüsesorten auf Qualität und Beschaffenheit hin untersucht und mit einem Wareneingangscode versehen. Mithilfe dieses Codes erkennt jeder Mitarbeiter, wann und von welchem Zulieferer das Produkt angeliefert wurde, sodass das Produkt bei Abweichungen bis aufs Feld zurückverfolgt werden kann. So kann vom Landwirt bis zum Endverbraucher ein gutes, sicheres Lebensmittel gewährleistet werden.
Gesichter der Qualitätssicherung
Lernen Sie weitere Gesichter der Qualitätssicherung kennen. Sie geben Einblick in ihre Arbeit, berichten über ihre Motivation und ihre Berufsauffassung. Dabei teilen sie alle eine wichtige Gemeinsamkeit: Mit ihrer täglichen Arbeit sorgen Sie zusammen mit den übrigen Systempartnern bei QS für sichere Lebensmittel – vom Landwirt bis zur Ladentheke.