Schutz vor Bakterien
Campylobacter: Ach wie gut, dass niemand weiß…
Rumpelstilzchen, der bösartige Zwerg im Märchen der Gebrüder Grimm, konnte sein Unwesen nur deshalb treiben, weil niemand seinen Namen kannte. Damit verfügt er über mindestens zwei Gemeinsamkeiten mit dem Bakterium, das in Deutschland die meisten meldepflichtigen Magen-Darm-Leiden verursacht – dessen Namen aber nahezu unbekannt ist. Genau das hat aktuell eine repräsentative Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ergeben: Das Campylobacter-Bakterium kennen demnach weniger als ein Drittel der Bevölkerung. Dabei erkrankten 2017 fast 69.000 Menschen in Deutschland durch eine Kontamination mit dem Erreger. Das sind sogar mehr als durch Salmonellen, deren Name sich bei der gleichen Befragung im Gedächtnis von 96 Prozent der Teilnehmer festgesetzt hatte.
Wie man sich am besten vor Campylobacter schützt
Voraussetzung für einen wirksamen Schutz gegen das aggressive Bakterium ist es, dessen Wesen zu kennen. Campylobacter fühlt sich im Darm von Vögeln, Schweinen, Rindern und anderen Tieren wohl. Beim Schlachten, Melken oder Eierlegen kann er in die Nahrungskette geraten. Eine erhöhte Infektionsgefahr geht dabei von Geflügel aus, vor allem von Hähnchen. Tatsächlich aber nutzt das Bakterium auch rohes Hack, Mett, Eier, Wasser aus Badeseen oder das Kuscheln mit Hund und Katze gerne zur Übertragung. Zu seiner Überlebensstrategie gehören Robustheit und die Fähigkeit zur Tarnung. So überlebt er selbst einen Aufenthalt in der Tiefkühltruhe und ist bei der Essenszubereitung absolut geruchlos.
Die gute Nachricht: Durch die Einhaltung von nur wenigen Regeln kann die Gefahr einer Infektion gebannt werden:
- Geflügel und anderes Fleisch sollte immer durcherhitzt werden: Kerntemperatur für zwei Minuten auf 70 Grad.
- Vor dem Kochen und nach jedem Kontakt mit rohen Eiern oder Fleisch sollte man die Hände mit Seife waschen.
- Schneidebretter und Messer unbedingt nach Gebrauch mit heißem Wasser und Spülmittel säubern.
Wer diese Regeln befolgt, nimmt dem Bakterium ebenso seine Gefährlichkeit wie die Königstochter im Märchen dem Rumpelstilzchen durch die Nennung seines Namens.
Fakten zu Campylobacter
- Weltweit erkranken Millionen von Menschen an dem Keim, vor allem Kinder.
- In Afrika und Asien hat sich das Virus fest etabliert – in Industrieregionen wie Europa oder Nordamerika ist es auf dem Vormarsch.
- Betrieben, im QS-Verbund, die frisches Obst und Gemüse be- und verarbeiten, empfiehlt QS die Durchführung eines risikobasierten Monitorings u.a. auf Campylobacter-Bakterien, um eine Gefährdung von Verbrauchern auszuschließen.
- Schlachtbetriebe im QS-Verbund müssen Hähnchenfleisch-Proben auf Campylobacter-Bakterien untersuchen lassen.