Gastbeitrag von QS-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Nienhoff in DBK-Monatsmagazin Ausgabe 05/2019
Branchenstandards und Zertifizierungssysteme sind aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft nicht mehr wegzudenken. Die Belieferung des deutschen Lebensmitteleinzelhandel ist ohne IFS - International Featured Standard für die Lebensmittelindustrie, KAT für Eier, und für Fleisch und Fleischwaren sowie Obst, Gemüse und Kartoffeln QS, praktisch nicht mehr möglich. Durchgesetzt haben sich die Standards vor allem in Märkten mit vielen Lieferanten und dort, wo der Lebensmitteleinzelhandel mit seinen Eigenmarken die unmittelbare Verantwortung für die Produkte trägt. In den letzten Jahren kommen im Handel verstärkt auch Standards aus den Bereichen Corporate Social Responsibility (CSR) und Nachhaltigkeithinzu, wie Fairtrade, UTZ für Kakao oder MSC für Fisch.
Wettbewerbsfähigkeit durch zuverlässige einheitliche Standards
Branchenstandards bedeuten für Lieferanten zwar erst einmal Auflagen und Mehraufwand, eröffnen oder erleichtern Unternehmen und Produkten aber auch den Marktzugang. Sie dienen im Schwerpunkt der Umsetzung qualitativer Anforderungen. Gleiche Qualitätsmaßstäbe und Standards der Branche erhöhen im nächsten Schritt die Wettbewerbsfähigkeit. Beispielhaft kann hier die Entwicklung der deutschen Geflügel- und auch Schweinefleischproduktion sowie
-vermarktung genannt werden, aber auch die gute Wettbewerbsposition der heimischen Obst- und Gemüseerzeugung.
Deutsche Standards setzen weltweit Maßstäbe
Die Initiativen zur Standardentwicklung kommen häufig aus Deutschland und setzen mit fortschreitender Durchsetzung weltweit Maßstäbe. Der Lebensmitteleinzelhandel ist dabei fast immer Taktgeber. Fordert dieser und die weiteren Abnehmer in der Lieferkette den Standard ein, erhält er Durchschlagskraft und Marktrelevanz. Dabei ist sicher vorzuziehen, wenn die Trägerschaft bei der gesamten Branche liegt und die Marktbeteiligten den Standard gemeinsam erarbeiten und abstimmen. Ein entsprechender Verständigungsprozess hilft nicht nur der praktikablen Umsetzung und leichteren Durchsetzung, er fördert auch das gegenseitige Verständnis.
Gemeinsamer und konstruktiver Entscheidungsprozess
In den QS-Gremien werden gemeinsame und konstruktive Entscheidungsprozesse praktiziert. Diese Vorgehensweise, verbunden mit einer klaren Zielorientierung, ist anderen Formen von Entscheidungsprozessen deutlich vorzuziehen. Das bringt auch gegenseitigen Respekt und Vertrauen mit. Um sachgerechte Lösungen mit der gesamten Branche zu erreichen, muss häufig hart gerungen werden. Aber der Erfolg der Verständigung und die gleichgerichtete, abgestimmte Umsetzung bringt Effizienzgewinne und Wettbewerbsvorteile für die ganze Branche.
QS-System: Branchenbündnis für geprüfte Qualitätssicherung
Anstoß für die Gründung des stufenübergreifenden Branchenstandards QS waren die Unsicherheit und der Vertrauensverlust in der BSE-Krise sowie die Erkenntnis, dass Qualitätssicherung über die ganze Erzeugungs- und Ver- marktungskette notwendig ist. Das QS-System wurde im Oktober 2001 geschaffen und sieht sich als Branchenbündnis für geprüfte Qualitätssicherung. Die Anforderungen werden unter der Maßgabe, gesetzeskonform, praxisrelevant und krisenpräventiv zu sein, stetig auf den Prüfstand gestellt. Regelmäßig werden alle Kriterien auf Ak
Grenzübergreifende Anerkennung von Standards
Aktuell unterhält QS 15 Vereinbarungen mit Standards zur Absicherung der Lebens- und Futtermittelsicherheit. 43.600 Rinderhalter (QM-Milch), 7.400 Schweinehalter (in DK, BE, NL) und 6.000 Erzeuger von Obst und Gemüse sowie 7.500 Futtermittelhersteller, die über andere Standards zertifiziert werden, profitieren davon. Sie besitzen eine Lieferberechtigung für das QS-System, und umgekehrt gilt für QS-Teilnehmer die Lieferfähigkeit in andere Standards (Grafik: Zusammenarbeit und gegenseitige Anerkennung von Standards).
QS-Datenbank: gewappnet für Krisen durch koordiniertes Agieren
Ein erfolgreicher Branchenstandard und die Zusammenarbeit in der Kette verbessern die Handlungsfähigkeit gerade auch in Krisensituationen oder Ereignisfällen. Der gesicherte Standard sowie der geregelte Informationsfluss ermöglichen ein koordiniertes Agieren. Im Vergleich zu vielen unabgestimmten Einzelmaßnahmen und Kommunikationswegen sind kritische Situationen schneller in den Griff zu bekommen. Ohne verifizierbare Daten und Belege geht das aber nicht. Nur mit einer zentralen Koordination und belegbaren Ergebnissen lassen sich Ereignisse zügig und effizient bewältigen. Die QS-Datenbank mit allen Stammdaten, Audit- und Monitoringergebnissen leistet dann schnelle und belegbare Zusatzinformationen zur Bewältigung von Ereignissen (Grafik: Datenbank zur Steuerung, Verifizierung und zum Datenaustausch).
Ständiges Monitoring: sofortiges Handeln bei kritischen Daten
Neben der regelmäßigen und neutralen Kontrolle werden im QS-System an kritischen Punkten Produktproben gezogen und die Ergebnisse in der Datenbank erfasst. Die systematische Auswertung im Antibiotika-, Salmonellen- i.Jnd Futtermittelmonitoring sowie dem Rückstandsmonitoring bei Obst, Gemüse und Kartoffeln ermöglicht, Risiken für die Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln frühzeitig zu erkennen und zu bewerten. Damit werden stetig umfangreiche Analysen vorgenommen, die ein sofortiges Handeln ermöglichen. Werden kritische Ergebnisse festgestellt, wird der betroffene Systempartner unverzüglich darüber informiert, damit notwendige Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden können.