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Sinkender Antibiotikaverbrauch - DIMDI- und QS-Zahlen im Vergleich

23.11.2018 | Schwein | Antibiotika | Schwein

Seit sieben Jahren veröffentlicht das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die sogenannten DIMDI-Zahlen. Die letztjährigen hat sich Thomas May, der bei QS das Thema Antibiotikamonitoring verantwortet, vorgenommen und in Bezug zur Nutztierhaltung gesetzt. Fest steht: Der Antibiotikaverbrauch in Deutschland sinkt weiter. Ein interessantes Detail dabei: die Wirkstoffgruppe der Fluorchinolone.


Abb. 1 Weniger Reserveantibiotika im QS-System (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Abb. 1 Weniger Reserveantibiotika im QS-System (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Innerhalb des QS-Systems sank der Antibiotikaeinsatz im letzten Jahr – nach starken Einsparungen seit 2014 – auf 487 Tonnen (ein Minus von insgesamt 31 Prozent). Auch die Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2018 deuten auf eine weitere Reduktion hin, prognostiziert Thomas May. So liegt die Antibiotikamenge mit insgesamt 218,22 Tonnen im ersten Halbjahr 2018 leicht unter Vorjahresniveau. Eine Entwicklung, die sich auch in den DIMDI-Zahlen des BVL niederschlägt: 2017 zeigten sie nochmals eine leichte Mengenreduzierung von 1,2 Prozent, wurden 2016 noch 742 Tonnen verbraucht, waren es im letzten Jahr 733 Tonnen (siehe hierzu Abb. 3 und 4). Das BVL erfasst die Menge von Antibiotika, die Pharmaindustrie und Großhandel insgesamt an alle deutschen Tierarztpraxen abgeben. Neben sämtlichen Nutztieren, auch die der Milchviehbetriebe, sind hier Pferde, Katzen, Hunde und alle anderen Heimtiere erfasst.


 

 


Abb. 2 DIMDI versus QS: Antibiotika-verbrauchs-mengen 2017 (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Abb. 2 DIMDI versus QS: Antibiotika-verbrauchs-mengen 2017 (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Im detaillierten Vergleich mit den QS-Zahlen fällt ein deutlicher Unterschied bei den Fluorchinolonen auf: Diese Wirkstoffgruppe zählt in Deutschland, zusammen mit den Cephalosporinen der 3. und 4. Generation, zu den Reserveantibiotika (kritische Antibiotika). Das BVL meldete für 2017 eine Steigerung von 0,6 Tonnen bei den Fluorchinolonen (s. Abb. 4). Eine Mengenzunahme, die sich nicht in den QS-Zahlen widerspiegelt, so May. Innerhalb des QS-Systems, das sowohl über 95 Prozent der deutschen Schweine- und Geflügelbestände als auch spezialisierte Kälbermast umfasst, sank die eingesetzte Menge der Fluorchinolone um 0,16 Tonnen (s. Abb. 4). Präparate mit diesem Wirkstoff kommen somit in den Geflügel-, Schweine- und Mastkälber haltenden QS-Betrieben vermindert zum Einsatz. Innerhalb des QS-Systems nahm der Verbrauch von Reserveantibiotika insgesamt erheblich ab und sank seit 2014 um mehr als 32 Prozent (s. Abb. 1). Bei allen Analysemöglichkeiten, die uns die Zahlen bieten, dürfen wir nicht vergessen, dass das eigentliche Ziel in einer reduzierten Resistenzbildung liegt, ergänzt Thomas May. Sie ist Dreh- und Angelpunkt des gesamten Antibiotikamonitorings, ganz gleich, ob es staatlicherseits stattfindet oder innerhalb des QS-Systems. Weniger Einsatz von Antibiotika bietet weniger Möglichkeiten der Resistenzbildung.


Abb. 3 Sinkende Antibiotikaverbrauchsmengen im QS-System (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Abb. 3 Sinkende Antibiotikaverbrauchsmengen im QS-System (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

In der direkten Gegenüberstellung BVL versus QS (s. Abb. 2) zeigt sich über alle Wirkstoffgruppen hinweg, dass nicht nur Masttiere, sondern auch Zucht- und Haustiere mit Antibiotika behandelt werden. Das ist eine klare Information für alle Hoftierärzte und Tierhalter, die ja gerne mal als Alleinverantwortliche für die gegenwärtige Resistenzproblematik hingestellt werden, meint May. Er wünscht sich eine genauere Zahlenlage. Denn während das QS-System sehr wohl in der Lage ist, den Wirkstoffverbrauch auf einzelne Tier- oder Produktionsarten hinweg aufzuschlüsseln (s. Abb. 3), ist diese Differenzierung seitens des BVL nicht möglich. Die Antibiotikamengen werden einfach aufsummiert. DIMDI unterscheidet weder zwischen den Tier- noch zwischen den Nutzungsarten, kritisiert Thomas May.


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