QS & Wissenschaft
Grundlagenforschung: Pflanzenschutz ohne Chemie? Weidenextrakte im Test gegen Blattläuse und Pilze
Das Ergebnis von Grundlagenforschung ist nie vorhersehbar. Aber sie ist notwendig – auch, wenn sich oft nicht auf Anhieb das gewünschte Ergebnis einstellt. Der QS-Wissenschaftsfonds unterstützt immer wieder Projekte zur Grundlagenforschung. So zum Beispiel die Erforschung von Weidenextrakten als Pflanzenstärkungs- und Pflanzenschutzmittel
durch die Humboldt-Universität Berlin. Über das langfristige Forschungsziel, pflanzliche Präparate zu entwickeln, die chemische Mittel ersetzen und deren negative Auswirkungen auf die Umwelt vermeiden können, berichten wir im neuen Teil unserer Artikelserie Forschung – fit für morgen
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Können Weidenextrakte Blattläuse und Pilze verhindern?
Weiden (Salix) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Weidengewächse (Salicaceae) und kommen nahezu überall in der nördlichen Hemisphäre bis hinauf zur Arktis vor. Einige ihrer etwa 450 Arten sind sogar in den Tropen und der südlichen gemäßigten Zone heimisch. Schon lange sind die pharmazeutischen Wirkkräfte der vielseitigen und widerstandsfähigen Pflanzen bekannt. Vor allem der Rinde der Reif-Weide werden – wegen ihres hohen Salicylat-Gehalts – entsprechende Eigenschaften nachgesagt, die inzwischen auch klinisch bestätigt wurden. Sie ist in ganz Europa zu finden und gedeiht vor allem im Gebirge. Die Forscher der Humboldt-Universität in Berlin wollten herausfinden, ob Weidenextrakte das Wachstum und die Vermehrung von Blattläusen und Pilzen auf Feldsalat beeinflussen.
Projektverantwortliche Dr. Nadja Förster: Am Anfang einer solchen Studie müssen das Extrakt, sowie die Darreichungsform und -konzentration ausgewählt werden. Ein erster Erfolg für uns war es schon, die Präparate in eine lagerfähige Form zu überführen.
Außerdem konnte eine hemmende Wirkung der Salix-Extrakte auf das Wachstum der Blattlaus bestätigt werden. Das Populationswachstum dieses Schädlings verringerte sich signifikant sowohl in der Gieß-Variante mit Wasser als auch in der Sprüh-Variante mit Ethanol. Allerdings führten nicht alle Untersuchungen zum Erfolg. Es zeigte sich beispielsweise, dass das Salix-Stärkungsmittel, in einer Beimischung von 50 Prozent Ethanol über die Gießkanne verabreicht, Pflanzen in kürzester Zeit absterben ließ. Die Hoffnung, Salix-Extrakte könnten sich in geringerer Konzentration als universelles Pflanzenschutzmittel eignen, wurde zunächst nicht bestätigt.
Basis für weiterführende Untersuchungen
Dr. Nadja Förster dazu: Wir konnten nachweisen, dass Weidenextrakte wirksam gegen den Befall mit Blattläusen eingesetzt werden können. Darüber hinaus bilden die Ergebnisse die Basis für weiterführende Untersuchungen und sind die Grundlage für einen umfangreichen Projektantrag bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. Die Leistungsfähigkeit von Salix-Extrakten für die biologische Pflanzenstärkung und den Pflanzenschutz muss noch umfangreicher untersucht und aufgeklärt werden, um langfristig ein wirksames, natürliches Präparat zu entwickeln, mit dem synthetische Pflanzenschutzmittel ersetzt werden können.
Die ersten wesentlichen Schritte auf diesem Weg sind getan.