Der Idealismus ist mein Motor
Der Obsthof von Rainer Eckert in Rheinhessen: In Reih und Glied wachsen auf dem Land, das er bewirtschaftet, Äpfel, Birnen, Beeren, Zwetschgen, Mirabellen – und sogar Aprikosen. Mittendrin leuchtet gelb angestrichen das Wohnhaus des Familienvaters. In dem gemütlichen Hofladen gibt es Produkte aus eigenem Anbau zu kaufen – ein schöner Kontrast zum modernen Supermarkt auf der anderen Straßenseite. Hier, zwischen den Obstplantagen, lebt und arbeitet Rainer Eckert auf 40 Hektar Land.
Hassliebe
Die Großeltern legten im Ortskern einst mit einem kleinen Gemischtbetrieb den Grundstein für das Unternehmen. Er hat den Wandel seines Berufsbildes also hautnah miterlebt. Was in seinem Beruf jedoch alle Generationen eint, ist die Abhängigkeit vom Wetter. Ich liebe es, wenn es im Frühjahr mit der Apfel- und Kirschblüte losgeht. Und gleichzeitig kommt die Angst vor möglichem Frost oder Gewittern, wenn die Früchte dann draußen sind. Dann hasse und liebe ich meinen Beruf gleichermaßen.
Die Strauchreihen sind teils eingefasst in Metallgerüste für Folientunnel. Allerdings: Nachdem wir tatsächlich mal im Mai unter der Folie schon Himbeeren hatten, ist sie uns in den nächsten beiden Jahren bei Sturm weggeflogen. Seitdem haben wir es gelassen.
Dieses Wechselbad der Gefühle kannten auch schon seine Großeltern und Eltern gut. Allerdings mit anderen Risiken: Frühere Generationen haben mit ähnlichen Widrigkeiten gekämpft, aber auch weniger finanzielles Risiko gehabt. Unsere Investitionen heute sind deutlich höher, es steht also noch mehr auf dem Spiel.
Trotz aller Sorge: Neben dem Folientunnel verzichtet Eckert außerdem auf Hagelnetze und Frostschutzberegnung. Einen Totalausfall habe es zum Glück noch nie gegeben.
Herzenssache: Himbeeren
Die Nähe zu seinen Kunden ist dem erfahrenen Obstbauern wichtig. Freunde regionaler Anbauprodukte besuchen regelmäßig seinen Hofladen. Einmal im Jahr wird es dann richtig voll bei den Eckerts, wenn zur Erntezeit das Himbeerfest steigt. Was als kleine Einweihungsparty für den Hofladen begann, hat mittlerweile Tradition: Wenn der Termin außerhalb der Ferienzeit stattfindet, werden wir hier überrannt. Das ist dann ein riesiges Familienfest mit Musik, Bühnenprogramm – und jeder Menge frischer Himbeeren natürlich.
In diesem Jahr feiern sie zum zehnten Mal.
Wertvolle Schätze
Die selbst angebauten Sachen zu verkaufen und dabei den direkten Kontakt zu Händlern und Kunden zu pflegen, hat mir immer viel Spaß gemacht.
, erzählt er. Mittlerweile arbeitet seine Frau auch in Vollzeit auf dem Betrieb und organisiert unter anderem das Personal für die Verkaufsstände und den Hofladen. Der ist integriert in das Gebäude für die Lager- und Produktionshallen des Betriebes, dessen Standort der Unternehmer hier vor 10 Jahren errichtete. Die Kühlhäuser, permanent bei ca. 2°, beherbergen die Reste der vergangenen Apfelernte. Jonagold, Rubinette und Elstar, Braeburn, Boskoop, Delbarestivale, Gala. Bis April haben wir eigene Äpfel. Im Optimalfall sind die dann leer, wenn der Spargel kommt.
In dem eisigen Wasser treiben die weißen Stangen still vor sich hin. Kaum zu glauben, welch harte Arbeit vom Feld bis hierher ins Lager hinter dem Saisonprodukt steckt. Um ein Bewusstsein für regionale Produkte und eben auch den Arbeitsaufwand, den sie bedeuten, zu schaffen, laden die Eckerts im Sommer Kindergärten auf ihren Betrieb ein. Wir zeigen den Kleinen, was wo wächst. So etwas wie Zuckerrüben – und häufig auch Spargel – kennen viele Kinder gar nicht.
Morgens Schlepper, abends Schreibtisch
Ganz zu schweigen von dem Aufwand, der hinter deren Erzeugung steckt: In der Saison bin ich ab 4:30 Uhr bis 19 Uhr im Betrieb unterwegs. Eigentlich ist es nur im Januar vergleichsweise ruhig. Dann arbeiten wir mal normal, also 8 statt 14 Stunden täglich.
, berichtet er und lächelt schulterzuckend. Das ist einfach ein Teil von mir, das geht nur mit einer guten Portion Idealismus und Leidenschaft.
Aber mit der richtigen Einstellung allein, ist es auf einem Betrieb wie dem Obsthof Eckert nicht getan. Darum packt der Chef hier noch selbst mit an: Ich habe heute den ganzen Morgen auf dem Schlepper gesessen, den gesamten Ackerbau und Einsatz von Pflanzenschutz mache ich selbst.
Wenn er nicht auf dem Feld anpackt, hat er jede Menge Schreibtischarbeit zu bewältigen. Als er mit 18 Jahren in den elterlichen Betrieb eingestiegen ist, sah das noch anders aus. Vieles sei gleich geblieben. Aber die Arbeitsabläufe haben sich komplett geändert. Das ist hier kein Familienbetrieb im eigentlichen Sinne mehr, sondern ein großes Unternehmen.
Und weiter: Früher sind die Eltern raus aufs Feld gegangen und haben den ganzen Tag Rüben gehackt. Das hatte auch etwas, war im Vergleich zu meinen heutigen Aufgaben aber vergleichsweise monoton. Ich muss meine Augen und meinen Kopf überall gleichzeitig haben. Das ist schon sehr anspruchsvoll, und manchmal wäre ein bisschen mehr von der altmodischen Monotonie vielleicht gar nicht schlecht.
QS: Ein Gewinn
Auch der Aspekt der Qualitätssicherung ist heute selbstverständlich ein fester Bestandteil seiner Arbeit: Qualitätssicherung war für uns schon früh ein Thema. Darum haben wir uns bei QS angeschlossen. Heute bräuchten wir unseren Abnehmern ohne QS gar nicht mehr zu kommen. Abgesehen davon: Ich stehe voll hinter dem System, es hat allen Beteiligten was Gutes gebracht. Der Umwelt zum Beispiel, die Obstplantagen haben ein viel ausgewogeneres Verhältnis an Nützlingen und Schädlingen. Uns Obstbauern liefert die Zusammenarbeit Impulse. Und bei den Kunden ist die Akzeptanz für deutsches Obst wieder gestiegen.
Auszeit
Aktuell geht es bei den Eckerts heiß her
: Die Hochsommerzeit von Mitte Juni bis Ende Juli ist Himbeeren- und Kirschenzeit. Bis zu 20 Saisonkräfte unterstützen Sie dann bei der Arbeit. Aber auch im Winter wird es nicht wesentlich ruhiger: Dann vermarkten wir unsere Äpfel und schneiden die Bäume. Eigentlich ist immer was zu tun.
Neben der Spargel,- Beeren- und Apfelzeit gibt es auch in Rainer Eckerts Leben eine vierte Session: Die Karnevalszeit. Seit seinem zehnten Lebensjahr spielt er Trompete und tritt mit einer Karnevalsband an den tollen Tagen auf. Wir sind quasi die anderen Höhner.
, scherzt er augenzwinkernd. So sehr er an seinem Alltag im Betrieb hängt: Auch er und seine Familie brauchen mal eine Auszeit. Aber die Urlaubsplanung ist schwierig, vor allen Dingen wenn auch sein jüngster Sohn bald in die Schule geht. Familie und Beruf lässt sich in einem Betrieb wie dem meinen einfach nicht trennen.
, erklärt Rainer Eckert, fast schon entschuldigend.
Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen
Auch wenn die Rahmenbedingungen schwieriger geworden sind und der Betrieb überdurchschnittlichen Einsatz fordert, ist Rainer Eckert überzeugter Obstbauer: Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.
Wenn sich die Regale mit erntefrischen, köstlichen Himbeeren füllen, werden nur Rainer Eckert und sein Team wissen, wieviel Schweiß und Fleiß hinter den Körben mit der Frucht stecken, die nicht nur ihm sondern einer ganzen Region so gut schmecken. Und für den Unternehmer mehr als ein Job, sondern eine Herzensangelegenheit sind.
Gesichter der Qualitätssicherung
Lernen Sie weitere Gesichter der Qualitätssicherung kennen. Sie geben Einblick in ihre Arbeit, berichten über ihre Motivation und ihre Berufsauffassung. Dabei teilen sie alle eine wichtige Gemeinsamkeit: Mit ihrer täglichen Arbeit sorgen Sie zusammen mit den übrigen Systempartnern bei QS für sichere Lebensmittel – vom Landwirt bis zur Ladentheke.